Forschung

"Das Spectrum of Needs versteht sich als offen und disziplinär agnostisch. Es eröffnet daher vielfältige Möglichkeiten, seine Thesen in verschiedene Richtungen zu vertiefen oder neue Anwendungsgebiete zu erschließen."

Das Modell aus wissenschaftlicher Sicht


Das Spectrum of Needs fußt auf der Annahme eines jedem Menschen innewohnenden Bedürfniskomplexes. Das Modell zielt darauf ab, diesen Komplex in möglichst granulare, diskrete Einzelbedürfnisse zu zerlegen, die ausreichend „selbsterklärend“ sind, um von Personen für sich selbst nach empfundener „Wichtigkeit“ gewertet werden zu können. Die gewonnenen Gewichtungen dienen anschließend als Indikatoren für die Abbildung größerer „Bedürfnis-Bereiche“, die Cluster aus verwandten Bedürfnissen darstellen.

Die so abgeleitete Abbildung stellt nicht den Anspruch, ein vollständiges Abbild der Persönlichkeit darzustellen; vielmehr soll sie Ansätze bieten, Muster in den komplexen, manchmal auch widersprüchlichen Geflechten aus Bedürfnissen zu erkennen. Das Menschenbild des Spectrum of Needs sieht darin keine Schwäche, sondern ein Anerkennung der Realität, dass Menschen sich sogar selbst oft nicht im Klaren darüber sind, warum sie empfinden, wie sie empfinden, und handeln, wie sie handeln.

Eine Typologie? Jein.

Kern des Modells ist dabei stets ein Fokus auf das Individuum statt einer vorgefertigten Typ-Einteilung oder generellen Aussagen, die „jede“ Person umfassen sollen. Die Bedürfnisse, aus denen sich dominante Bereiche zusammensetzen, können von Person zu Person völlig unterschiedlich sein und verlangen dementsprechend nach unterschiedlichen Zugangsweisen, um diese Bedürfnisse adäquat anzusprechen. Als praxisorientierter Anhaltspunkt für diese Unterschiede dienen die bereits erwähnten Trends, doch eine tiefergehende (Selbst-) Analyse bedarf der Untersuchung der Einzelbedürfnisse. Hieraus ergibt sich der Grund für die Dreiteilung des Modellsystems, die sowohl analytische als auch praktische Arbeit mit den gewonnenen Erkenntnissen erlauben soll.

Bedürfnis-Bereiche

Hintergründe


Das Spectrum of Needs ist aus den Erfahrungen mit und dem Bedarf nach einer Methodik entstanden, möglichst rasch und effizient Rückschlüsse auf die Ursachen für die Empfindungen und Handlungen von Menschen ziehen zu können, die sich für eine positivere Interaktion verwenden lassen.

Gemäß seiner Entstehungsgeschichte versteht sich das Spectrum of Needs einerseits als psychologisch-kommunikatives Werkzeug für den privaten und beruflichen Alltagsgebrauch, andererseits aber auch als Weg zur Ergründung menschlichen Verhaltens. Bestehende Systeme basieren oft auf induktiver Logik und sind empirisch schlecht belegt. Das Spectrum of Needs kehrt diese Herangehensweise um und beginnt mit erfassbaren Indikatoren, welche in erster Linie das Abbild der Bedürfniswelt eines Individuums erzeugen und in Zukunft hoffentlich dazu verwendet werden, durch die Erfassung größerer, statistisch relevanter Stichproben Erkenntnisse auf gesellschaftlicher Ebene zu liefern.

Was das Spectrum of Needs nicht anstrebt, ist, alleingültige Auskünfte über die psychischen Landschaften von Individuen zu geben; insofern soll es kein Ersatz für ganze Felder der Psychologie sein, sondern ein alternativer Ansatz zu bestehenden psychologischen Modellen, wie etwa der Maslowschen Bedürfnishierarchie oder der Selbstbestimmungstheorie von Ryan und Deci. Aus der Praxis kommend ist das Spectrum of Needs aktiv offen für Kritik und Veränderung; seine Thesen beruhen auf den vorhandenen Daten, anstatt dass vorgefasste Hypothesen durch jene erst belegt werden sollen.

Entwicklung

Grundlage für die ins Modell eingegangenen Indikatoren war die Vermutung, dass Menschen getreu ihrer individuellen Bedürfnisse handeln. Bedürfnisse im Sinne des Modells sind dabei nicht ident mit rational vertretenen Wertehaltungen, Wünschen oder neurochemischen Prozessen, sondern stellen die unterste greifbare Ebene psychologischer Entscheidungsprozesse dar.

Die Identifikation des Großteils der Bedürfnisse und die „Arbeit“ mit diesen ging dabei der Modellfindung voraus und beeinflusste jene daher maßgeblich; die heute im Modell verankerten drei Bedürfnis-Cluster sind z.B. lediglich eine Weiterentwicklung der praktischen Erkenntnisse über den Umgang mit einzelnen Bedürfnissen.

Dem Clustering der Bedürfnisse in die Gruppen „ICH“, „WIR“ und „SYSTEM“ folgte die Entwicklung des Online-Tools, welches eine Abtestung ermöglicht und durch die Zuordnung der Bedürfnisgewichtungen zu den Clustern einen groben Überblick über das Bedürfnissystem einer Person in allgemein verständlichen „Labels“ erlaubt.

Anwendung

Für die Arbeit mit dem Spectrum of Needs ist das verfügbare Online-Tool prinzipiell ausreichend, für größere Feldversuche sollte jedoch ein nach wissenschaftlichen Richtlinien überarbeiteter Testbogen eingesetzt werden. Es wird an Forschungskooperationen mit Hochschulen bzw. Universitäten gearbeitet, welche auch den Charakter erster weiterführender Ergebnisse maßgeblich prägen sollen. Diese Website wird den jeweils aktuellen Stand der Forschung laufend wiedergeben und eventuell notwendige Modifikationen am Modell aktuell nachvollziehen.

Daten

Als Nebeneffekt generiert die Nutzung des Online-Tools Daten, die dazu verwendet werden, das Spectrum of Needs und das Online-Tool selbst laufend zu verbessern, um es treffsicherer und selbsterklärender zu machen. Die statistische Auswertung der Daten kann dazu beitragen, tiefergehende Aussagen treffen zu können als derzeit möglich, doch in der Zwischenzeit ist das Online-Tool ein voll funktionales Werkzeug zur Anwendung des Spectrum of Needs in der Praxis.

Good to know

Creative Commons.

Das gesamte Modell unterliegt einer Creative-Commons-Lizenz und ist von jeder und jedem frei nutzbar, sei es in Anwendung oder Forschung. Es versteht sich in der Tradition von "Open Source"-Projekten und kann als Teil der Public Science-Szene begriffen werden. Alle Ergebnisse stehen frei zur Verfügung, und sämtliche Projekte, von denen wir Kenntnis haben, finden Eingang in unser Ressourcenverzeichnis.

Interdisziplinär.

Spectrum of Needs vereint psychologische und philosophische Grundsätze mit Kernideen der Gewaltfreien Kommunikation. Es ist in den Sozialwissenschaften ebenso zuhause wie in den Human- und Kulturwissenschaften. Aktuelle Forschungsaktivitäten finden praxisorientiert im Gebiet des Projektmanagements statt, doch eignet sich das Modell ebenso für Bereiche wie interkulturelle Kommunikation oder Mediation.

Weiterentwicklung.

Neben unseren eigenen Aktivitäten zur Weiterentwicklung des Modells stehen wir in Kontakt mit verschiedenen Personen und Institutionen, um das Modell zu vervollständigen, zu verbessern und zu erweitern. Als nicht-kommerzielles Projekt mit wissenschaftlichem Anspruch wird Spectrum of Needs niemals "fertig" sein, sondern als lebendiger Wissensteil wachsen und sich verändern.

Kontakt

daniel@spectrum-of-needs.com

+43 676 6766767