Theorie des Modells

„Spectrum of Needs ist ein anwendungsfokussierter psychologischer Ansatz, der die Bedürfnisse des Menschen in den Mittelpunkt seines Handelns und seiner Interaktionen mit Anderen rückt.“

Drei Teilbereiche

ICH

Dem Menschen, der „mit sich allein“ ist. Es gibt keine Wechselwirkung oder -beziehung mit anderen Menschen. Es geht um den einen, und niemanden sonst

  • Der Bereich der „Seele“ hat mit dem innersten des Menschen zu tun – dem innersten Kern des Wesens. Das „denkende Ich“ beinhaltet Dinge, die mit einer Person zu tun haben, die sich als Mensch versteht. Im Bereich des Ausdruckes sind jene Bedürfnisse zu finden, die mit der Wirkung dieses Menschen nach außen zu tun haben.

WIR

Der „Wir“-Bereich beinhaltet jene Bedürfnisse, die im Zwischenmenschlichen liegen.

  • Im engsten Sinn betrifft das Zwischenmenschliche „die eine zweite Person“, im Sinne einer Partnerschaft. Im realen Leben kann man sich hier sowohl die Partnerschaft im Sinn einer Liebesbeziehung vorstellen, aber auch jene in einer Freundschaft oder Familie. Kommen weitere Menschen hinzu, mit denen man in einer Beziehung steht (und sich „kennt“), finden wir die Bedürfnisse, die mit einem „Team“ aus Mensche zu tun haben. Hier kann man sich eine Arbeitsteam genau so vorstellen, wie ein Team aus Freunden oder eben eine Familie. Die Bedürfnisse der „Gesellschaft“ haben mit der Gesellschaft an sich zu tun – hier geht es nicht mehr so sehr um die Beziehung der Beteiligten untereinander, sondern um das gemeinsame Wirken und die Wechselbeziehungen untereinander (auch wenn man den anderen gar nicht so gut kennt).

SYSTEM

Blendet man nun die Vorstellung, wir würden im Leben von Menschen sprechen, aus, und betrachtet das „System“ – so als würde man auf den Planeten von oben herab schauen, als würde man einen Ameisenhaufen betrachten – dann finden wir hier die „existenziellen“ Bedürfnisse.

  • Mit anderen Worten: Das Nicht-tot-sein, welches dazu führt, dass ein Systembestandteil (in unserem Fall ist das ein Mensch) im System vorkommt (und dort auch bleibt). Interagieren die Systembestandteile nun miteinander entsprechend bestimmter Wirkmechanismen, Regeln und Gesetze, so findet man die Bedürfnisse, die mit dem Beitrag und Zusammenspiel der Systemelemente zu tun haben. Also den „kontrollierten“ Abläufen im System. Geht man dann gedanklich noch weiter auf Distanz zu den einzelnen Bestandteilen und schaut das System eher „als Ganzes“ an, so finden sich hier jene Themen, die mit der „Struktur“ an sich zu tun haben.

Struktur

Betrachtet man die Bedürfnisse der „Seele“ (Ich-Bereich) und schaut im Uhrzeigersinn über das Wir zum System, so kann man sich das Ganze vorstellen, als würde man optisch „wegzoomen“, oder „herauszoomen“. Anfangs hat man den maximalen Fokus auf das Innerste des einen Individuums, dann zoomt man ein wenig weg aus der Seele heraus und schaut in den „denkenden“ Geist – zoomt man weiter, sieht man den „sich nach außen verwirklichenden“ Menschen. Zoomt man weiter heraus, sieht man einen zweiten Menschen – und danach ein Team, und zuletzt nur mehr „einen Haufen Menschen“. Zoomt man weiter heraus, sieht man nicht mehr Menschen sondern die einzelnen Systembestandteile des Lebens. Zoomt man weiter heraus, sieht

man, welche Mechanismen und Wirkprozesse zwischen diesen Bestandteilen existieren. Noch weiter herausgezoomt erkennt man Muster und Strukturen, nach denen sich dieses System bewegt.

Und am Ende der Kniff: Hat man so weit herausgezoomt, dass das gesamte System in seinem perfekten Zusammenspiel „in ein Gesamtes“ konvergiert – dann sieht man, dass dieser Zustand beinahe nahtlos in das Bedürfnis des Individuums nach Ruhe, Einfachheit und Klarheit übergeht.

Bedürfnisse ≠ Werte oder Gefühle

Bedürfnisse

Bedürfnisse sind abstrakte Dinge, die uns wichtig sind. Alle Menschen verfügen über das gleiche Set an Bedürfnissen, diese sind jedoch unterschiedlich ausgeprägt. Stark ausgeprägte Bedürfnisse kann man sich wie „Knöpfe“ vorstellen, die gedrückt werden können.

  • In einem positiven Sinne gedrückt bedeutet dies, dass ein Bedürfnis befriedigt ist. Als direkte Folge stellt sich ein angenehmes Gefühl ein. In einem negativen Sinn gedrückt bedeutet, dass ein Bedürfnis beleidigt oder vernachlässigt ist. In weiterer Folge stellt sich ein unangenehmes Gefühl ein. Unter „Dinge die Knöpfe drücken“ fällt alles, das ein Bedürfnis entweder befriedigt oder eben beleidigt. Dazu gehören äußerliche Aktivitäten ebenso wie Wahrnehmungen (was ich von außen sehe, höre) und die entsprechenden Gedanken. Auch Gedanken allein (die persönliche Vorstellung, Phantasie, Ideen) haben eine Auswirkung auf unsere Bedürfnisse – Gedanken können Bedürfnisse ebenso befriedigen wie auch beleidigen, wie Wahrnehmungen von außen oder tatsächliche Aktivitäten.

Werte

Werte haben verschiedenste Konnotationen – quer durch Kulturen, Zeiten und die Köpfe der Menschen werden völlig unterschiedliche Konzepte als „Wert“ gesehen.

  • Fast ebenso unterschiedlich sind die Definitionen, mit denen die Sozialwissenschaften, die Kulturwissenschaften, die Psychologie und die Philosophie arbeiten, wenn von „Werten“ gesprochen wird. Im Kontext menschlicher Bedürfnisse betrachtet das Modell von Spectrum of Needs „Werte“ lediglich als „Strategien“, als Muster, mit denen Menschen versuchen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen oder eine Beleidigung dieser zu vermeiden. Dies soll andere Definitionen weder ersetzen noch mit ihnen um Gültigkeit konkurrieren – ein anderes Verständnis des Wertebegriffs ist jedoch besser mit der Methodik und der theoretischen Einbettung des jeweiligen Fachgebiets zu bewerten und sollte nicht ohne weiteres für die Arbeit mit dem Modell von Spectrum of Needs verwendet werden.

Gefühle

Gefühle können angenehm sein, wie z.B. Liebe oder Freude, und unangenehm, wie Trauer, Frust, Angst oder Scham.

Angenehme Gefühle werden ausgelöst, indem ein Bedürfnis befriedigt wird, und unangenehme Gefühle, wenn ein Bedürfnis beleidigt wird. Gefühle können nicht kontrolliert oder werden, da sie in einer mechanischen Wirkung mit den Bedürfnissen verbunden sind. Gefühle äußern sich verbal, in der Gestik und in weiten Teilen in der Körpersprache. Dazu gehören u.a. Dinge die die Pupillenweite, Anspannungsgrad und Muskeltonus (Zittern) der Stimme oder von Gliedmaßen, der Öffnungsweite des Kehlkopfdeckels, der Stellung (Anspannungsgrad) des Zwerchfells, der Hautspannung, der Atemfrequenz und -tiefe (passend zum Zwerchfell), der Hautspannung u.v.m. Man kann sich denken, dass diese Elemente kaum unserer bewussten Kontrolle unterliegen (so viel zum Thema „die eigene Körpersprache steuern“), sondern einfach für sich sprechen.

Gefühle lassen sich beeinflussen, indem man seine Bedürfnisse versteht (zB jenen Knopf identifiziert, der gedrückt ist oder gedrückt werden könnte) und eine entsprechende Handlung ableitet. Bei einem negativen Gefühl würde dies bedeuten, jenen Zustand zu verändern, der den Knopf drückt. Dieser Zustand kann ein in der Außenwelt liegender Zustand sein, den man wahrnimmt, etwas Gesagtes – oder auch ein Gedanke. Letztere kann man, wenn man mag, als „Dämonen“ bezeichnen. Damit sind Gedanken gemeint, die in uns ein unangenehmes Gefühl erzeugen. Bei diesen Gedanken sollte man noch unterscheiden, ob sich der Gedanke auf eine vorliegende, wahrgenommene Realität bezieht – oder ob es ein Gedanke ist, der sich auf die Zukunft bezieht

Quelle: Kontakt / Impressum

Good to know

Creative Commons

Das gesamte Modell unterliegt einer Creative-Commons-Lizenz und ist von jeder und jedem frei nutzbar, sei es in Anwendung oder Forschung. Es versteht sich in der Tradition von "Open Source"-Projekten und kann als Teil der Public Science-Szene begriffen werden. Alle Ergebnisse stehen frei zur Verfügung, und sämtliche Projekte, von denen wir Kenntnis haben, finden Eingang in unser Ressourcenverzeichnis.

Interdisziplinär

Das Spectrum of Needs vereint psychologische und philosophische Grundsätze mit Kernideen der Gewaltfreien Kommunikation. Es ist in den Sozialwissenschaften ebenso zuhause wie in den Human- und Kulturwissenschaften. Aktuelle Forschungsaktivitäten finden praxisorientiert im Gebiet des Projektmanagements statt, doch eignet sich das Modell ebenso für Bereiche wie interkulturelle Kommunikation oder Mediation.

Weiterentwicklung.

Neben unseren eigenen Aktivitäten zur Weiterentwicklung des Modells stehen wir in Kontakt mit verschiedenen Personen und Institutionen, um das Modell zu vervollständigen, zu verbessern und zu erweitern. Als nicht-kommerzielles Projekt mit wissenschaftlichem Anspruch wird Spectrum of Needs niemals "fertig" sein, sondern als lebendiger Wissensteil wachsen und sich verändern.

Kontakt

daniel@spectrum-of-needs.com

+43 676 6766767